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Pandemie? Sterbehilfe für das Deutsche Gesundheitssystem: von aktuell knapp 1.400 Krankenhäusern auf deutlich unter 600

Ökonomie im Gesundheitswesen, kann das gut gehen?

Herr Herrmann (23. Sept. 2020) zeigt sich dezent zuversichtlich und kann kaum verbergen wie stolz er über sich und die politischen Entscheidungen im allgemeinen ist.
Aber offensichtlicher Weise ist dem nicht Ganz der Fall, denn wieso schickt Herr Spahn am 13. März 2020 diesen Brief (unten in Bildform) an die Krankenhäuser mit der Bitte Mitarbeiter, wie Studenten und im Ruhestand befindende Pflegekräfte und Ärzte, wieder zu akquirieren?

Vielleicht weil der Fokus aus den Augen verloren gegangen ist – Einsparung statt Attraktivität des Pflege- und Arztberufes?
  • Fachkräftemangel von mehr als 25.000 Pflegekräften und das kündigte sich nicht erst gestern an.
    Zudem fehlen rund 10.000 Hilfskräfte.
  • Überstunden
  • Kaum geregelte Pausen
  • Schichtsystem (Wochenende, Nachtdienste, Früh- und Spätdienste, sowie Feiertage und dies im stetigen Wechsel)
  • Frühdienst bedeutet 06:00 Uhr Dienstbeginn – wohin mit dem Kind?
  • Geringe Vergütung
  • Urlaubsplanung bereits Anfang des Jahres
  • Krank sein als Mitarbeiter bedeutet in diesem Sektor weiter zu arbeiten, sonst lässt man die Kollegin und die Patienten im Stich
  • Hohe psychische und physische Arbeitsbelastung
  • Wachsender Servicegedanke und Anspruchsdenken bei den Patienten…

Wie stellt sich Herr Spahn (Gesundheitsminister und ehemaliger Bankkaufmann) und seine Kollegen eine Schulung für die Beatmung von Patienten vor – wenn dies normalerweise eine Weiterbildung von 2 Jahren bedarf und die Arbeitsbelastung bereits schon zu hoch ist?
Man beatmet nicht mal eben einen Menschen – es ist nicht ohne Grund die Königsdisziplin in der Intensivmedizin.

Wie wir sehen, war das Gesundheitssystem komplett überfordert und dies ist es nicht erst seit diesem Jahr – jedes Jahr in der Influenza Zeit sind Krankenhäuser/Seniorenheime/Mitarbeiter überlastet – weil seit Jahren eingespart wird, mit u.a. einem komplett falschen Vergütungssystem (seit 2004 DRGs) welches massive Fehlanreize schafft und zu blutigen Entlassungen führen kann.
Gangbetten – so traurig dies ist – gibt es seit ich als exam. Krankenschwester ausgelernt habe.
Stellen wir uns dann nun ernsthaft noch die Frage wieso andere Länder – die noch schlechter ausgestattete Gesundheitssysteme haben – überlastet sind? Dies aber nicht erst seit 2020!

Diese Demokratie der Bundesrepublik Deutschland, diese bisherigen Parteien, mit dieser Verfassung, in der Tat eines der besten Gesundheitssysteme Europas verwirklicht haben […], dass diese Demokratie das beste Gesundheitssystem Europas installiert hat.

Joachim Herrmann, 23. Sept. 2020, bei der Münchner Runde

Du willst dir selbst ein Bild von dieser Aussage von Joachim Herrmann (Innenminister aus Bayern) machen?
Dann schau hier in die Münchner Runde rein.

Was bewegt also einen Politiker dazu, sich selbst und das Gesundheitssystem zu loben und solch eine Aussage zu treffen?

Sind Ihm entgangen, dass tausende Stellen in der Pflege unbesetzt bleiben und Anreize wie eine Finanzierung neuer Stellen nichts bringen – wie auch wenn der Arbeitsmarkt leer gefegt ist?

In deutschen Lagerhäusern türmt sich jetzt das medizinische Gerät. Die Bundesrepublik hat bereits knapp 200 Beatmungsgeräte an Frankreich, Italien und Spanien verschenkt. Für eine faire Vergütung und ausreichend Personal war nie wirklich Geld da.
Wer steht für diese Fehleinschätzung gerade?

Die Zeit für eine nicht-funktionale (zwischenmenschliche) Kommunikation unter DRG-Bedingungen ist nicht vorgesehen.
Wohlwollen und Zuwendung gehen mehr und mehr zugunsten der Erlösmaximierung verloren.

In Senioreneinrichtungen wird die Versorgung von Menschen in zwei Ebenen unterteilt, Kopfarbeit und Handarbeit.
Die Fachkraft fokussiert sich ausschließlich auf Symptome der Menschen.
Die Pflegekraft kümmert sich um lebensnotwendige Tätigkeiten (waschen, ankleiden, Mobilisation, Essen reichen und eingeben, …).
Die zusätzlichen Betreuungskräfte nach § 43 SGB XI ist nun die Person, die Zuneigung schenkt und die Menschen beschäftigt.
Industrialisierung und Gewinnmaximierung sollten keinen Einfluss im Gesundheitssystem haben.

Wieso wird von der Berthelsmann Stiftung in folgender Studie, „Zukunftsfähige Krankenhausversorgung – Simulation und Analyse einer Neustrukturierung der Krankenhausversorgung am Beispiel einer Versorgungsregion in Nordrhein-Westfalen“, empfohlen, dass „eine starke Verringerung der Klinikanzahl von aktuell knapp 1.400 auf deutlich unter 600 Häuser […]“ sinnvoll wäre?
Noch im Februar wünscht sich Herr Spahn mehr Mut bei der Schließung von Krankenhäusern (führt dies aber nicht zu einem noch unattraktiveren Berufsfeld, durch weitere Wegstrecken für das Personal?, …).



Wieso wird medizinisches Personal in Kurzarbeit geschickt?
Zieht sich der rote Faden von Fehlanreizen auch in Zeiten der 2019 – NCOV Pandemie, im Gesundheitssystem, durch?

#denkeselbst

Ich muss mir eigentlich schon, wenn der Patient zur Station reinkommt, überlegen, wann geht er wieder raus und wie geht er wieder raus. Ich muss praktisch am ersten Tag alles in die Wege leiten, damit er gesichert draußen weiterversorgt werden kann.

Stationsleitung

Da müssen wir Patienten, die noch nicht 100-prozentig heil sind, nach Hause schicken – und das erhöht leider die Komplikationsrate.

Assistenzarzt

Wenn ich alle drei Befunde auf einmal operiere, dann kriege ich nur für einen Geld. Das kann dann dazu führen, dass man sagt: ,Ich mache erst einmal die Galle, und in fünf Wochen kommst Du wieder mit den Leisten.‘ Da ist doch der Patient das Objekt, mit dem Profit gemacht wird.

Oberarzt

Eine Antwort auf „Pandemie? Sterbehilfe für das Deutsche Gesundheitssystem: von aktuell knapp 1.400 Krankenhäusern auf deutlich unter 600“

Es ist eine Schande: Bei der Behandlung von kranken u./o. pflegebedürftigen Menschen darf niemals, so wie in Deutschland, der Profit im Vordergrund stehen.

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