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Gesundheitssystem Pflege

Für dich, für mich, für uns alle – Pflege braucht jeder irgendwann!

Pflege geht uns alle an, weil nicht jeder Pflege kann, aber jeder irgendwann Pflege braucht. Egal ob jung oder alt.

Bei der Bundespressekonferenz am 29.04.2021 ist ein Intensivpfleger eingeladen, welcher seine subjektive Einschätzung zum Thema Intensivbettenauslastung und Corona abgibt. Mag der Pfleger mit einigen Aussagen Recht haben, so ist es doch aber gewollt gewesen, seit bereits vielen Jahren, dass Intensivstationen aus Kostengründen so betrieben werden, dass diese dauerhaft ausgelastet sind.

Tilo Jung von Jung & Naiv wagte es nochmals ohne Herrn Spahns vermeintliche Erlaubnis, indirekt zu kritisieren. Dies Missfällt Herrn Spahn offensichtlich so stark, dass er es so nicht stehen lassen konnte und kurzer Hand aus dem Lorbeer Sträußchen einen ganzen verbalen Kranz für sich und seine Politik als Bankkaufmann aufs Pult stellte.

Es ist eine Entwicklung, die über viele viele Jahre in die falsche Richtung gegangen ist, ja in die falsche Richtung gegangen ist und die man dann nicht innerhalb von 12 Monaten in die andere bringen kann und auch nicht 24 Monate. Aber ich lege auch da großen wert darauf, dass in der Pflege in den letzten drei Jahren in den Krankenhäusern mehr verändert worden ist als in vielen vielen Jahren zuvor um den Beruf insgesamt attraktiver zu machen.

Jens Spahn Bundespressekonferenz 29.04.2021

Nun zählt Herr Spahn auf, was er in seiner Amtszeit, als Gesundheitsminister in Form eines Bankkaufmanns, alles geleistet hat und seid euch gewiss er stapelt definitiv nicht tief:

Zunächst zählt er die Ausgrenzung der Pflegekosten aus den Budgets, der Fallpauschalen auf, welche die größte Veränderung seit über 20 Jahren gewesen sei. Dies wurde bereits vor der Pandemie ins Leben gerufen, so die Betonung von Herrn Spahn.
„Ham wir geregelt“, so seine Worte, welche kein Wenn und Aber zu lassen.
Was Herr Spahn vergisst, dies ist vielleicht nett auf dem Papier geregelt, aber Pflegekonzerne – welche die Interessen von Aktionären bedienen wollen interessiert das herzlich wenig – denn in diesen Aufsichtsräten sitzen zum Teil Personen wie Karl Lauterbach (Aufsichtsratsmitglied bis 2013 bei den Rhön-Kliniken – 62.000 Euro).

Ein weiterer Punk auf welchen Herr Spahn mächtig stolz ist, ist die Tariferhöhung. Doch vergisst er, dass ein sehr kleiner Teil der Pflegepersonen in Einrichtungen angestellt sind, welche nach Tarif bezahlen. Dies ist u.a. durch die Politik verschuldet, denn nur noch ein geringer Teil, sowohl bei Senioreneinrichtungen und Krankenhäusern, befindet sich in öffentlicher Hand.
Hier fällt mir ein Stichwort ein – Sparpolitik.
Herr Spahn vergisst aber hier zu erwähnen, dass Deutschland während dieser über einjährigen „Pandemie“ 9.000 Pflegepersonen auf dem Weg verloren hat.

Personalbemessung und Personaluntergrenzen fallen Herrn Spahn direkt als nächstes ein. Diese gibt es lediglich im Krankenhaus und auch nur für gewisse Bereiche. Aber während der Pandemie werden diese ausgesetzt, weil es zu wenig Personal gibt, denn das was noch vorhanden ist wird zunächst mit unzureichender Schutzausrüstung ausgestattet und im Anschluss in Quarantäne geschickt. Überlastung war hier absehbar, weil dies in den Herbst- und Wintermonaten schon immer, in den Einrichtungen, der Fall war. Nur hat es bislang niemanden interessiert.
Der Personalschlüssel könnte ganz einfach anhand der Pflegeausbildung ausgerichtet werden, diese ist der Maßstab für Pflegequalität. Stattdessen, fußen die Personalschlüssel auf einem Würfelspiel, denn anders kann man die Personalschlüssel vor allem in Senioreneinrichtungen nicht nennen.
Fragt man beim MDK nach einer Definition von Pflegequalität, bekommt man lediglich ein ausweichende Antwort. Aber ohne Definition kann ich keine Ziele erfüllen und das merkt man zunehmend in der Seniorenhilfe.
Kosten sollen gesenkt werden, denn welche Kontrollinstanz die am Leistungsgeber angeschlossen ist, entscheidet wohlwollend für die Klienten?

Am Ende fällt ihm dann noch die Zusammenführung der Pflegeberufe (Generalistik) ein, welche sich aber erst noch beweisen muss. Denn Studiengänge in der Pflege gibt es nun schon seit einigen Jahren, u.a. die Pflegewissenschaften, doch ist deren Einsatz an Krankenhäusern und Senioreneinrichtungen kaum bis gar nicht geregelt.

Für mich wie immer eine ernüchternde Bilanz und zeigt einmal mehr, dass Besuche und Handshakes mit der Politik lediglich zum beruhigen der Gemüter dient. Denn die Politik hat eines gelernt, Pflege lässt sich sogar in Zeiten einer Pandemie vor den Karren spannen und begnügt sich mit ein paar wenigen Impfluenzern die vermeintlich die Interessen der Pflege vertreten. Eure Führungskraft mit ❤️

Eins ist nur wahr […] wir haben nur teilweise im Politischen das Gefühl wir würden aus vollen Rohren das Problem adressieren, vor Ort ist eher das Gefühl da kommen Tropfen auf dem heißen Stein.

Jens Spahn Bundespressekonferenz 29.04.2021

Hier das Video zur Bundespressekonferenz, ab Minute 1:15:22 führt Herrn Spahn, oben zitiertes aus. Zu Beginn Minute 18 spricht Herr Lange.

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