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„Ehrenminista“ als Antwort auf „Ehrenpflega“

Zentrale Figur des Films ist eine junge Frau mit Brille: „Hi, ich bin Sandra. Ich geh erste Klasse. Nicht Grundschule – ich geh Ministerschule.“
Wer keine Ahnung von Tuten und Blasen habe, werde halt Minister, meint sie: „Also werde ich jetzt Ehrenminista beim BMFSFJ.“

Leonie Baar, Josephine Müller und Daniel Thümm, Absolventen des dualen Pflegestudiums an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Hamburg, haben mit dem ironischen Video „Ehrenminista“ eine Antwort auf die umstrittene Miniserie „Ehrenpflega“ von Franziska Giffey, Ministerin des Bundesfamilienministeriums (BMFSFJ), gegeben (die Kosten für die Kurzfilmserie betrugen 700.000 Euro).
Ob das YouTube Video bei den Studenten mit ähnlicher Qualität genauso viel gekostet hat wage ich jedoch zu bezweifeln 😉

Das Video könne „Spuren von Satire, Stereotypen und Übertreibungen“ enthalten, erklären die drei Macher und geben zu bedenken, dass „Nebenwirkungen, wie ein Angriff auf Privatpersonen oder Institutionen, nicht beabsichtigt“ sein.

Die drei Pflegestudierenden schreiben:
„Die Miniserie „Ehrenpflegas“ wurde durch die Bundesregierung beziehungsweise vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (geleitet von Dr. Franziska Giffey) ins Leben gerufen, um für unseren Berufsstand der Pflegefachkräfte neue Auszubildende zu werben. Die Grundidee ist es, Werbung für die generalisierte Ausbildung zu machen und besonders junge Menschen anzusprechen, um den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten. Von der Grundidee gut, in der Umsetzung eine Katastrophe. In der Miniserie „Ehrenpflegas“, welche von den Machern von „Fack ju Göhte“ entwickelt wurde und immerhin über 700.000 Euro gekostet hat, wird in einer anscheinend humoristischen Weise der Alltag in einer Pflegeschule dargestellt.
Der Grund, warum jetzt Pflegende in ganz Deutschland aufschreien ist der: Die Serie ist eine Frechheit. Der Beruf und ihre Auszubildenden werden in den Dreck gezogen, die Serie spiegelt in keinster Weise die hohen Anforderungen, Belastungen und allgemeinen Bedingungen in der Pflege wider.
Im Mittelpunkt stehen die klassischen Rollenklischees, derer sich in der Serie immer wieder bedient werden.
Der Protagonist geht nur in die Pflege, weil er einen festen Job und einen sicheres Gehalt haben möchte und, Zitat: „(…) dann auf alles scheißen (…)“ möchte.
Die Auszubildene, die fleißig lernt und engagiert ist, wird „Harry Potter“ genannt und als Streberin dargestellt. Der Job, für den man Geduld, Empathie und Herzblut und eine Menge Fachwissen benötigt, wird verunglimpft, die Profession aberkannt. Wir als Studenten der Krankenpflege sind der Meinung, dass nicht mal das Wort Geringschätzung der Kampagne „Ehrenpflegas“ gerecht wird. Wenn wir uns zu beginn der Corona-Krise mit Applaus vom Balkon zufrieden geben mussten, die versprochenen Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und des Gehalts weiter auf sich warten lassen und nun stattdessen die Rede davon ist, Lavendel zu pflanzen, ist diese „Serie“ der absolute Höhepunkt der Frechheit.
Wir Pflegenden opfern unsere Nächte, arbeiten hart und unterbesetzt, stellen unser Leben hinten an, wenn es darum geht offene Schichten zu besetzen. Wir riskieren unsere Gesundheit, um uns um Menschen zu kümmern, die sich nicht mehr selbst helfen können. Wir geben alles und so langsam wird es Zeit, dass wir auch etwas zurück bekommen!

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