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Angst vor einer Überlastung ist der Dreh- und Angelpunkt der Politik

Mit dieser Furcht wird seit 174 Tagen der Lockdown begründet und ständig verlängert, Operationen werden verschoben, Betten freigehalten – doch glaubt man den Medien, werden diese immer knapper.

Die Angst vor einer Überlastung ist der Dreh- und Angelpunkt der Politik. Mit dieser Furcht wird seit 174 Tagen der Lockdown begründet und ständig verlängert, Operationen werden verschoben, Betten freigehalten – doch glaubt man den Medien, werden diese immer knapper.
Am 9. April und am 15. April, warnte Jens Spahn öffentlich vor der Überlastung der Intensivstationen:

Es ist und bleibt Priorität, eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden.

Jens Spahn

Das „Rätsel“ der abgebauten Intensivbetten ist nun aber gelöst.

Es sind Zuschüsse welche es für die Krankenhäuser gibt, die eine Auslastung über 75% haben.
Was also machen, wenn man bisher unter 75% Auslastung war und auch nicht mehr Patienten da sind?
Ganz einfach: Man reduziere die Bettenzahl, bis die Auslastung auf über 75% angestiegen ist und im Nu gibts als Krankenhäuser eben die Zuschüsse und somit mehr Geld in der Kasse.

Die Ursache des ganzen Trubels, ist der §21 „Gesetzes zur wirtschaftlichen Sicherung der Krankenhäuser und zur Regelung der Krankenhauspflegesätze“:

Auszug §21 Krankenhausfinanzierungsgesetz

Seit dem 18.11.2020 erhalten Krankenhäuser bei einer Auslastung der Intensivbetten über 75% Ausgleichszahlungen aus der Liquiditätsreserve Gesundheitsfonds.

Mit dem Wissen über die Sonderzahlungen werfen wir noch einmal einen Blick auf den Verlauf der freien und belegten Intensivbetten in Deutschland:

Intensivbettenauslastung in Deutschland, Quelle: DIVI

Auffallend ist hier, dass es Anfang November zu einer drastischen Veränderung kam – siehe rote Linie: Obwohl die belegten Intensivbetten konstant auf ca. 20.000 Betten verharrt, beginnen die Krankenhäuser ab diesem Zeitpunkt die freien Betten und die Reservebetten zu reduzieren.
Warum ist das so?
Nun – da es seit dem 18.11.2020 Sonderzahlungen für ausgelastete Krankenhäuser gibt, liegt der Schluss mehr als Nahe, dass viele Krankenhäuser gar nicht wirklich am Kapazitätsmaximum arbeiten – die Zahlen Auslastungsquoten werden einfach künstlich nach oben getrieben, um die Sonderzahlungen zu erhalten.

Werden Patienten einfach „intensiviert“?

Zumindest die Daten des RKI legen solch einen Schluss mehr als Nahe.

In der linken Grafik sieht man die hospitalisierten Covid-19 Fälle. Hier ist besonders auffallend, dass diese in 2021 in allen Altersgruppen kontinuierlich sinken und aktuell in KW 12/13 (Ende März / Anfang April 2021) auf einem Tiefpunkt sind. Demgegenüber steht rechts die Zahl der intensivmedizinisch behandelten Covid-19 Patienten. Diese hatte ein Maximum Ende letzten Jahres – wo es auch in der linken Kurve zahlreiche, hospitalisierte Covid-19 Fälle zu verzeichnen gab. Allerdings steigt diese Kurve seit Ende März / Anfang April ebenfalls wieder rasant an – obwohl wir immer weniger und weniger hospitalisierte Covid-19 Fälle sehen. Hier drängt sich regelrecht die Frage auf:

Werden Covid-19 Patienten einfach intensivmedizinisch behandelt, um die Auslastung hoch zu halten und Sonderzahlungen abzukassieren, obwohl dies gar nicht nötig wäre?



Da es absehbar war, dass es am Intensiv-Personal mangeln würde, weshalb wurde dann nicht alle Kraft und alles Geld dort hinein gesteckt, um dieses Personal aufzustocken? Hat man alle Pflegepersonen mit intensivmedizinischer Erfahrung in einem großen Kraftakt mobilisiert? Nein, das ist nicht geschehen. Aber würde ein Ausnahmezustand diesen Ausmaßes das nicht erfordern? Stattdessen schenkt man den Krankenhäusern Sonderzahlungen für eine hohe Auslastungsquote – ein Teufelskreis.

Wie passt aber der prophezeite Kollaps des Gesundheitssystems mit der Schließung von über 20 Krankenhäusern während der Pandemie zusammen? In Rheinland-Pfalz musste beispielsweise das Krankenhaus Ingelheim, zunächst Spezialklinik für Covid 19, wegen zu geringer Auslastung schließen. Auch hat die Bundesrepublik bereits knapp 200 Beatmungsgeräte an Frankreich, Italien und Spanien im September 2020 verschenkt.
Man sollte auch bedenken, dass während der Pandemie über 9.000 Pflegepersonen, überwiegend aus dem Krankenhausbereich, die Pflege verlassen haben.

Ich komme aus dem Gesundheitswesen und für mich ergibt das Ganze keinen Sinn, mein Vertrauen in Politik und Medien ist inzwischen wirklich stark angeknackst.


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Eine Antwort auf „Angst vor einer Überlastung ist der Dreh- und Angelpunkt der Politik“

Das ganze System ist durch und durch verdorben.
Das ist unethisch und erschütternd! Mir tun die armen Pflegekräfte und Ärzte leid, die noch ehrlich und menschlich versuchen, ihre Arbeit zu verrichten. Sie werden zerrieben in diesem skrupellosen Spiel um Macht und Geld! Wir sollten gemeinschaftsgetragene Krankenhäuser
aufmachen, getragen durch die Mitglieder, fair bezahlt und menschlich!

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